"Geheimnisse der Lenk, kennst du das … ?" im Lenkerhof
Der gebürtige Lenker Hans-Ueli Hählen hat es einmal wieder verstanden, sein zahlreiches Publikum mit seinem grossen geschichtlichen Wissen über den Lenker Alltag der letzten Jahrhunderte und mit seinem legendären Humor zu begeistern.
Am Freitag, 7. Oktober, kam Hans-Ueli Hählen im Rahmen des alljährlichen Herbstanlasses der Vereinigung Stammgäste Lenk einmal mehr zu Wort. Vor über 100 interessierten Zuhörern hat er seinen Vortrag verschiedenen Geheimnissen der Lenk gewidmet. "Sachen, die nicht alle kennen" waren angesagt. Und das Publikum war bestimmt nicht enttäuscht. Im Gegenteil : Haben Sie gewusst, dass man die Geschichte der Lenk bis 5000 vor Christus zurückverfolgen kann ? Oder dass die Tierberghöhlen vor 1800 vor Christus von Menschen bewohnt waren ?
Auch die Geschichte der verschiedenen Kirchen an der Lenk kam zur Sprache. Vor allem die Form der Kirchtürme gab immer viel zu reden. Die erste Kirche von Lenk wurde 1504 gebaut mit einem Spitzturm. Nach dem Dorfbrand von 1878 bekam die zweite Kirche wieder einen Spitzturm, der aber nur bis zum Erdbeben von 1946 überlebte. Er kam in Schieflage, was unweigerlich zum Abbruch der Kirche führte. Aber nicht nur der Turm kam in Schieflage, sondern auch die Diskussionen in der Gemeide, als es darum ging, wie der Turm der dritten Kirche aussehen sollte.
Schliesslich konnte eine knappe Entscheidung getroffen werden, vor allem Dank dem Umstand, dass ein Mitglied des Gemeinderates vor der Abstimmung eingeschlafen war.
Lenk ohne Hotels kann man sich heute kaum vorstellen. Dabei muss man wissen, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des Wintertourismus an der Lenk geplant war, ein Luxushotel zu erstellen. Mehrere Standorte wurden geprüft, aber aus Platzgründen oder wegen ungeeigneten Bodenverhältnissen konnte kein günstiger Standort gefunden werden. So wurde es schliesslich 1912 in Gstaad gebaut unter dem Namen Hotel Palace Gstaad.
Auch die Geschichte des heutigen Hotels Lenkerhof wurde angetönt. Dass es erst seit 2001 ein 5 Sterne Hotel ist, werden wohl die meisten wissen. Vorher war der Ort seit der ersten Badekonzession 1689 als Kurort bekannt. Dabei ging es aber in den Baderäumen offensichtlich nicht immer "ordentlich" zu und her. Tatsächlich waren behördliche Bemühungen nötig, durch die Beschränkung von Zeit und Raum dafür zu sorgen, "unsittliche Eskapaden" zu unterbinden.
Natürlich düfen Märkte in Lenk nicht fehlen : Viehmärkte und Märkte für lokale Produkte, wie zum Beispiel der "Lenggermarit", der jeweils am ersten Freitag im Mai und am Samstag vor dem ersten Dienstag im Oktober stattfand. Auch über mehrere Gebäudeverschiebungen wusste Hans-Ueli Hählen zu berichten. So wurden zum Beispiel das Hotel Kreuz, die damalige Bäckerei Ruch und das alkoholfreie Restaurant Blattihuus verschoben. Diese technischen und baulichen Meisterleistungen waren absolut perfekt, sodass die Bewohner beim Verschieben sogar in ihren Häusern bleiben konnten.
Die meisten dieser Gebäude wurden verschoben, um anderen Gebäuden Platz zu machen, oder um gewisse Gebäude zu vergrössern, denn Lenk entwickelte sich mit der Zeit natürlich zusehends. Deshalb gab es auch viele Projekte, um den alpinen Skisport zu fördern. So war zum Beispiel vorgesehen, die Bahnlinie nach dem Bahnhof Lenk über den Bühlberg bis zum Hahnenmoos zu verlängern.
Noch heute sind die ersten paar Meter der Verlängerung der Bahngeleise neben der Metzgerei Schläppi zu sehen. Schliesslich wurde das Projekt aber wegen dem Ausbruch des 1. Weltkriegs abgebrochen. Die Frage bleibt offen, wie es heute wäre, mit dem Zug aufs Hahnenmoos zu fahren.
Viele andere Projekte waren geplant, kamen aber schliesslich nicht zur Ausführung. So zum Beispiel die Alpendurchstichsfrage : "Lötschberg oder Wildstrubel", die am 27. Mai 1900 bei einer Volksversammlung mit dem Referenten, Oberst Tschopp aus Bern, im grossen Saale der Hotel Krone in Zweisimmen diskutiert wurde. Schliesslich wurde die Lötschberg Variante bevorzugt und der Lötschbergtunnel wurde am 3. Juni 1913 eröffnet.
Auch die "Vision Strubel", die zum Ziel hatte, den Wildstrubel von vier Seiten her zu erschliessen, wurde von Hans-Ueli Hählen illustriert. Auch dieses Projekt wurde nie wahrgenommen.
Besonders interessant waren auch die beiden letzten Fragen : Warum gibt es in der Simme einen Holzboden, und warum wurde die Metschbahn ausserhalb von Lenk, an der Oberriedstrasse, gebaut ?
Zum ersten eklärte Hans-Ueli Hählen, dass die Simme in den 50er Jahren begradet wurde, damit das Geröll besser wegschieben konnte. Von diesen Arbeiten wurde profitiert, um etwas tiefer zu graben, um gleichzeitig ein 80 cm dickes Kanalisationsrohr einzubauen. Dieses wurde dann mit einem Boden aus Weisstanne zugedeckt. Und die Metschbahn im Oberried ? Dieser Standort wurde gewählt im Zusammenhang mit dem Projekt A6 durch das Simmental und dem geplanten Rawil-Tunnel ins Wallis, weil an dieser Stelle eine Autobahnausfahrt für die Skifahrer hätte gebaut werden können. Zum Abschluss lud der Präsident der Vereinigung Stammgäste Lenk, Stephan Hill, in die Lounge des Lenkerhofs zum traditionnellen Steinpilzrisotto und einem guten Glas Wein ein, wo mit Hans-Ueli Hählen noch weiter diskutiert und ausgetascht werden konnte.